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VR
MEDICUS
Praxis.
Erste Erfahrungen zeigen, dass Social Media als Bestandteil
des Marketing-Mix einer Praxis gut zur Neugewinnung von
Patienten geeignet sind. Ärzte und Zahnärzte müssen hierbei
jedoch einige wichtige Grundregeln beachten.
Mit dem rasanten Aufstieg führender Plattformen wie Twit-
ter oder Facebook wurde in der deutschen Bevölkerung ein
regelrechter Social-Media-Hype ausgelöst, den sich viele pri-
vatwirtschaftliche Unternehmen längst zunutze gemacht ha-
ben, um erfolgreich die neuen, mit dem Web verbundenen
Marketingmöglichkeiten einzusetzen. Auch die Patienten
wünschen sich mehr Interaktivität von Seiten der Mediziner
im Netz. Trotzdem freunden sich die Praxisinhaber nur zö-
gerlich mit den neuen Medien an und sind insbesondere in
den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Youtube etc.
kaum aktiv. Der aktuellen Leseranalyse medizinischer Fach-
medien (LA-MED) API 2015 zufolge, einer repräsentativen
Umfrage unter 1.007 API (Allgemeinmedizinern, Praktikern
und Internisten), haben nur gut 2% der befragten Mediziner
einen eigenen Facebook-Eintrag für ihre Praxis erstellt. Dies
hat gute Gründe. Zum einen vermag auch die beste Plattform
den persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt und die individuelle
Information durch den Mediziner niemals zu ersetzen. Zum
anderen birgt die Aktivität im Netz eine Reihe von Fallstri-
cken, deren Vermeidung im Vorfeld der Webaktivitäten eine
umfangreiche Beschäftigung mit der insbesondere aus daten-
schutzrechtlicher Sicht sensiblen Materie erfordert.
Sind die formalen Voraussetzungen geschaffen, bieten die So-
cial Media dank der Interaktivität der Plattformen ein großes
Potenzial hinsichtlich einer verbesserten Patientenbindung
oder gar Gewinnung neuer Patienten. Gegenwärtig ist kei-
ne andere Marketingform in der Lage, so viele (potenzielle)
Patienten bzw. unterschiedliche Zielgruppen gleichzeitig zu
erreichen. Hinzu kommt, dass in der Regel keine größeren
Investitionen erforderlich sind. Die Plattformen verfügen bei
hohen Reichweiten über einfache Beteiligungsmöglichkeiten
zum sozialen Austausch im Internet. So hat allein Facebook in
Deutschland mehr als 28 Mio. aktive registrierte Mitglieder
und bietet sich damit in besonderem Maße für Social-Me-
dia-Marketingaktivitäten an. Für Arztpraxen eröffnet Face-
„Gesundheitswesen 4.0“ –
Social Media zur Patientengewinnung?
Auch das Gesundheitswesen muss sich zwangsläufig mit der Generation der Digital Natives auseinandersetzen.
Insbesondere jüngere sowie beruflich stark eingespannte Patienten suchen sich ihren Arzt oder Zahnarzt immer
öfter über das Internet.
book mit dem Führen einer sogenannten Fanpage eine Reihe
interessanter Möglichkeiten, die zu einer besseren Identifikati-
on der bestehenden Patienten mit der Praxis, der Neugewin-
nung von Patienten und gleichzeitig zu einer Steigerung der
Attraktivität als Arbeitgeber beitragen können (vgl. Infobox).
So verlockend einfach die Marketingmöglichkeiten über So-
cial Media zu sein scheinen, sie erfordern auf alle Fälle eine
vorherige ausreichende Planung. Voraussetzungen für ein er-
folgreiches Agieren auf den Plattformen sind unter anderem:
Ausreichende zeitliche bzw. personelle Ressourcen für die
laufende Pflege:
Durch veraltete Informationen entsteht
schnell ein negativer Effekt. Gerade interaktive Systeme, die
den Nutzer/Patienten einbeziehen, erfordern einen nicht zu
unterschätzenden laufenden zeitlichen Aufwand und eine
schnelle Reaktionszeit (etwa bei der Beantwortung von
Patientenfragen). Die Zuständigkeit für die Facebook-Pfle-
ge (tägliche Kontrolle, Redaktionsplan für das Posten von
Beiträgen, Formulierung der Posts, regelmäßiger, möglichst
monatlicher Austausch des Titelbildes etc.) sollte im Team
klar definiert sein.
Genaue Kenntnis der betreffenden Systeme und ihrer da-
tenschutzrechtlichen Sicherheitslücken:
Bei der Nutzung der
Plattformen gilt es, sowohl die ärztliche Schweigepflicht zu
beachten als auch die ungewollte Verbreitung vertraulicher
Daten zu verhindern. Aus Sicherheitsgründen sollte der Fa-
cebook-Account nicht über den Praxisrechner geführt wer-
den. Vor dem Freischalten ist auf richtige Privatsphäre-Ein-
stellungen zu achten. Den Plattformen darf auf keinen Fall