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VR

MEDICUS

International.

Die Gründe für die Inanspruchnahme medizinischer Leistun-

gen im Ausland sind vielfältig. Während sich ein Teil der Pa-

tienten eine höhere medizinische und/oder technologische

Versorgungsqualität verspricht, wollen andere die Warte-

zeiten im Heimatland umgehen oder Kosten einsparen. Nicht

zuletzt handelt es sich bei einem Teil auch um Behandlungen,

die im Heimatland nicht zugänglich sind.

Mit der zunehmenden Globalisierung entdecken immer mehr

Länder das Geschäft mit dem Gesundheitstourismus. Mittler-

weile sind rund 40 Länder aktiv in diesen Markt eingestiegen,

darunter die USA, Deutschland, die Schweiz, Israel, Indien,

Thailand, Singapur, Malaysia, Südkorea und die Philippinen.

Teilweise versuchen sie mithilfe massiver Investitionen ihre

Position im weltweiten Wettbewerb um Medizintouristen zu

verbessern. Die spezielle Form des Tourismus bringt nicht nur

lukrative Deviseneinnahmen mit sich, die in einigen Ländern

bereits einen wichtigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt

leisten, sondern hat darüber hinaus positive Auswirkungen

auf den Tourismus und die Wirtschaft.

Dubai hat sich beispielsweise das Ziel gesetzt, mit der Dubai

Healthcare City (DHCC) – dem weltgrößten zusammenhän-

genden Gesundheitsareal – zu einem der führenden Anbie-

ter im Bereich Medizintouristik zu avancieren. Mitte 2015

umfasste die DHCC bereits 132 Krankenhäuser und mehr als

5.000 medizinische Fachkräfte. Auch Tunesien setzt auf den

Medizintourismus und ist insbesondere für zahlungskräftige

Patienten aus Nordafrika attraktiv. Die Versorgung in den

Nachbarländern erweist sich oft als mangelhaft. Zudem gilt

der Medizintourismus in Tunesien als relativ sicher vor Terro-

rismus. Im Jahr 2014 zählte das Land bereits 400.000 Medi-

zintouristen, die sich in einer der rund 75 Privatkliniken einer

Therapie unterzogen und insgesamt rund 3,1 Mio. Euro hier-

für ausgaben.

Um den Gesundheitstourismus nachhaltig zu stärken, rüs-

tet gegenwärtig auch die Türkei die stationäre Infrastruktur

auf. Die Regierung plant bis 2023 eine Ausweitung der Zahl

der ausländischen Patienten auf rund zwei Millionen und

einen Anstieg der damit verbundenen Deviseneinnahmen

auf 20 Mrd. US-Dollar. Die größte private türkische Kranken-

Der weltweite Wettbewerb um zahlungskräftige ausländische Patienten gewinnt an Intensität. Während sich

beispielsweise Südkorea, Thailand oder die Vereinigten Arabischen Emirate ein „Wettrüsten“ um die beste medi-

zinische Infrastruktur liefern, werben Länder in Osteuropa vor allem mit niedrigen Preisen. Deutschland punktet

durch das weltweit anerkannte gute medizinische Preis-Leistungs-Verhältnis. Dies mag einer der Gründe dafür

sein, dass sich die Deutschen selbst in Sachen Gesundheitsmobilität eher verhalten zeigen.

hauskette Medical Park (26 Kliniken) schafft mit ihrer neuen

Marke „VM Medical Park“ ein exklusives Luxus-Angebot für

anspruchsvolle Patienten und deren Angehörige. Die quali-

tativ hochwertigen, innovativen und spezialisierten Behand-

lungsmöglichkeiten sollen durch umfangreiche Serviceange-

bote flankiert werden. Zielgruppe sind unter anderem die in

Deutschland lebenden türkischen Landsleute.

Medizintourismus – Globale Entwicklungen und Nutznießer

Diese Beispiele stehen für viele weitere Länder, die gegen-

wärtig an einem Ausbau des lukrativen Geschäfts mit den

Medizintouristen arbeiten. Viele suchen dabei die Koopera-

tion mit Deutschland, sei es hinsichtlich der Ausbildung der

Ärzte oder des Krankenhausmanagements oder auch einer

Beauftragung des Baus ganzer Kliniken und/oder der Liefe-

rung der medizinisch-technischen Ausstattung. Auch inter-

nationale Kooperationen im telemedizinischen Bereich sind

angedacht. Ein weiteres Geschäftsfeld hat sich mit den spezi-

ellen Vermittlungsagenturen gebildet, die Patienten aus dem

Ausland gezielt anwerben und betreuen, passende Ärzte

und Behandlungsangebote suchen, Unterkünfte und Visa

besorgen und Dolmetscher vermitteln.

Wie eine Studie der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg belegt, ge-

winnt auch Deutschland für Medizintouristen immer mehr

an Attraktivität. Rund jedes zehnte deutsche Krankenhaus ist

mittlerweile auf Auslandspatienten eingerichtet. Im Jahr 2013

erhöhte sich die Zahl der Medizintouristen auf rund 241.000

(97.000 stationäre und rund 144.000 ambulante Patienten),

was einer Steigerung um 7,7 % gegenüber 2012 entspricht.

Die hierdurch generierten stationären Erlöse ergaben fast

1,2 Mrd. Euro, wobei ein ähnlich hoher Umsatz in weiteren

Wirtschaftsbereichen durch Übernachtungen, Transporte,

Einkäufe etc. generiert wurde. Die meisten ausländischen